Team Building 2019: High Tech High Touch und a la Carte

In einem mittlerweile reifen und hart umkämpften Markt müssen sich die Teambuilding-Anbieter ständig neu erfinden. Und die Digitalisierung erfasst natürlich auch das Teambuilding und krempelt diesen Dienstleistungszweig um. Doch der breite Strom des Megatrends Digitalisierung, der unser Arbeiten und Leben in wenigen Jahren so rasant verändert hat, treibt auch einen Gegentrend an. So wie das Meer Dinge ans Land spült und in der Gegenbewegung, der so genannten Unterströmung, unachtsame und unwissende Menschen aufs offene Meer hinausziehen kann.

Die Logik des Wechselspiels zwischen Trend und Gegentrend liegt auf der Hand: Die Produzenten und Konsumenten von immer mehr Daten sehnen sich nach einem Ausgleich zum digitalen Overkill. Nachbars Kirschen schmecken immer besser. John Naisbitt prägte den Begriff von High Tech High Touch. Die Virtual Reality Zeitreise, die Flugsimulation im Trainings-Center der Lufthansa, das Meeting mit Echtzeit-Umfrage oder das Drohnen steigen lassen hat als High Touch-Entsprechung die Wiederentdeckung der Natur und die Sehnsucht nach Wellness und Entspannung auch im Team Building. Stichworte sind Schafe Hüten als Team Building oder auch das Waldbaden.

Das Teambuilding-Konzept, das in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts aus den USA nach Europa gelangte, ist inzwischen auch in den Schwellenländern Asiens, Afrikas und Südamerikas angekommen. Doch die anspruchsvolle Kundschaft erwartet heute personalisierte und persönliche Dienstleistungen a la Carte. Und Dienstleistung kommt von Dienen, wobei auch der Ton die Musik macht. Es kommt eben nicht nur auf die Erfüllung von Kundenwünschen an, sondern auch wie man dies macht.

Für die Unternehmen ist das Teambuilding eine kreative Atempause für Mitarbeiter sowie Brückenbau. Menschen, die oft unter hohem Druck gemeinsam immer produktiver sein sollen, brauchen auch Zeit, um Beziehungen untereinander zu entwickeln und zu erneuern. Die Abstraktion oder Virtualisierung unseres Arbeitens macht dies notwendiger denn je zuvor. Als vor dem Computerzeitalter noch reale Aktenstapel in einem realen Büro heruntergearbeitet wurden, konnte man noch sehen, wer wahrscheinlich besonders beansprucht war. “Dann kam jemand rüber und sagte, gib mal ab!” Heute sind Arbeit und Arbeitsbelastung oft nicht mehr sichtbar und somit auch nicht ohne weiteres teilbar.

Das Spielerische im Teambuilding ist oft ein Spiegel der tatsächlichen Gegebenheiten on the job. Über das Spiel können persönliche Denkanstöße gegeben und Verhaltensänderungen initiiert werden - von hinten durch die Schulter mitten ins Herz.

Die Grüne Welle und der Nachhaltigkeitsgedanke erreichen natürlich auch das Teambuilding-Business. Natur ja, aber bitte mit Bequemlichkeit und Luxus wie beim Glamping (Glamorous + Camping). Nachdem man die Herde Schafe von A nach B geführt hat und die Viecher sicher auf der Weide eingezäunt sind, dann darf es auch ein eiskaltes Bier sein.

Michel Vankerkem, Professor für Dienstleistungen und Innovationsmanagement von der belgischen Universität, betrachtet das Teambuilding als Kraft, die Innovation schafft: “Das Teambuilding ist ein Element des globalen Managements des Unternehmens. Wenn es zum Ziel hat, die unterschiedlichen Mitarbeiter zusammenzubringen, dann stärkt es Ideen, Kreativität und Innovation.”


Dieser Blogbetrag wurde inspiriert von einem Artikel im französischen Economist vom 16. Mai 2019