Morning Briefing

Gabor Steingart über Führung oder die Weisheit der Herde

Der Erfinder des Handelblatt Morning Briefing Gabor Steingart hat sich zuletzt auf der Pferdeweide nach Führungsqualitäten umgeschaut. Im Podcast mit Linda Weritz, Tierpsychologin oder Sozialarbeiterin für (schwierige) Pferde geht es darum, ob wir Menschen von den Führungsqualitäten der Leitstuten oder Leithengste lernen können. Und ob!

So wie Schafe, Rentiere und Menschen sind Pferde soziale Geschöpfe. Sie brauchen einander. Die Herde ist die Lebensversicherung gegen Räuber. Jedes einzelne Pferde ist eine einmalige Kreatur und lebt diese Individualität auch aus. Soweit es die Herde zulässt. Doch viel größer als das Merkmal der Individualität ist die Sehnsucht nach Sicherheit, Zusammenhalt und überschaubare Strukturen.

Abgehängt zu werden, ist für das Pferd, aber auch den Menschen, die Höchststrafe. Evolutionär bedingt bedeutet die Herde = Schutz (wahrscheinlich wird ein anderer gefressen), Einsamkeit = Todesgefahr. Deshalb kriecht die Angst in eine Gesellschaft, in der immer mehr Menschen alleine leben und in der Einkommensunterschiede so weit auseinderlaufen, dass sich immer mehr Menschen abgehängt fühlen. Eine holländische Studie über Lottogewinner rechnet vor: die Lotto-Verlierer sind die Nachbarn des Lottogewinners. Sie fühlen sich abgehängt und neigen zu Panikkäufen, z.B. von teuren BMWs.

Angst wiederum fährt bei Menschen und Tieren die intellektuellen Möglichkeiten herunter (Großhirn wird ausgeknipst). Das archaische Stammhirn übernimmt das Denken, obwohl es außer Angriff, Flucht oder Stillstand nicht denken kann.

Im Podcast verdichtet Steingart die geforderten Führungsqualitäten des 20. Jahrhunderts auf “Hoppla, jetzt komm ich” und “Basta, ich habe das letzte Wort”. Führung in der Herde (und des 21. Jahrhunderts) verlangt jedoch auch soziale Kompetenz und vorausschauendes Verhalten, weshalb meistens Leitstuten die Herde führen. Nur in der Gefahr haben die Hengste situativ Führungsverantwortung und verteidigen die Herde. Bei den Rentieren haben 11 Monate lang die Frauen die Hosen an. Während der Brunftzeit hingegen lassen sie sich führen.

Die Führung und der Umgang mit Tieren mache Menschen zu besseren Menschen, so die Tierpsychologin Linda Weritz in Steingarts Podcast. Denn die Tiere spiegeln das eigene Verhalten und zwingen so zur Selbstreflexion. Ein Chef, der viel Druck/Stress macht, wird die Schafherde nicht in das Gatter führen. Er treibt sie immer wieder in panische Flucht. Allerdings liegen Ursache und Wirkung deutlich auf der Hand, so dass die Lernkurve sehr steil ist. Wer will schon eine Schafherde immer wieder zu Fuß einfangen.

Pferde und andere Fluchttiere sind evolutionsbedingt sehr sensibel und realisieren schnell, ob jemand tatsächlich weiß, wo es zu einem sicheren Ort mit frischem Futter lang geht, oder ob er/sie nur blendet. Die ganzen menschlichen Ablenkungsmanöver wie Schönreden, tolles Auto… funktionieren bei Tieren nicht. Die sehen das Herz. Deshalb folgen Herden nur dann dem menschlichen “Führer”, wenn diese Person das Vertrauen weckt, dass er/sie die Pferde/Schafe… zu einer neuen sicheren Futterstelle führt. Man muss also als vorausschauend, positiv, nervenstark und souverän sein. So tun als ob reicht nicht.

Bei den Führungskräftetraining und Teambuildings von NatuerlichTeambuilding.de kann man das nicht nur mit einem einzelnen Pferd einüben, sondern mit Hunderten.